Spinnen im Rhein-Erft-Kreis

Die Spaltenkreuzspinne (Nuctenea umbratica) - Spinne des Jahres 2017

von John Osmani

Spaltenkreuzspinne Bild: Jörg Pageler
Spaltenkreuzspinne Bild: Jörg Pageler

Schon so mancher Naturfreund hat sich über ein großes Spinnennetz gewundert, in dem er nie eine Spinne zu sehen bekam. Die Erklärung für dieses Phänomen ist darin zu finden, dass es eine Spinnenart gibt, dessen Radnetz zwar genauso aussieht wie das einer Kreuzspinne, aber die Spinne selbst ist dort erst nach Einbruch der Dunkelheit zu sehen. Tagsüber versteckt sie sich am Rande des Netzes, meist in einer Spalte, und deswegen hat sie auch den deutschen Namen Spaltenkreuzspinne erhalten.

 

Die Spaltenkreuzspinne gehört wie die normale Kreuzspinne und einige andere Vertreter, zur Familie der Radnetzspinnen (Aranidae). Sie ist bei uns sehr häufig anzutreffen, auch wenn sie aufgrund ihrer versteckten Lebensweise nicht immer wahrgenommen wird. Sie besiedelt ursprünglich Laub- und Nadelwälder, hat sich aber auch den Gebäuden des Menschen angepasst und ist darum auch an diesen sehr häufig anzutreffen.

 

Ihr geographisches Verbreitungsgebiet liegt vor allem in der westlichen Paläarktis. Darüber hinaus wurde sie aber auch mit Holz und anderen Materialien in andere Teile der Erde verschleppt. Da sie streng nachtaktiv ist, wird man sie in der Regel tagsüber nie zu sehen bekommen. Ihr stark abgeflachter Körper ist evolutionär ausgesprochen gut an ihre Lebensweise angepasst. Der flache Körperbau ermöglicht es der Spinne sich in engen Ritzen und Spalten von Holz oder Gebäudeteilen tagsüber verborgen zu halten. Wenn sie nachts in der Mitte ihres großen Radnetzes sitzt, ist sie dennoch nicht sehr gut zu erkennen. Dies liegt vor allem an ihrer unscheinbaren Färbung, die in der Dunkelheit ebenfalls eine Schutzfunktion hat. Die Grundfärbung ist mit einem rot- bis schwarzbraun und einer gelblich-grünen Blattzeichnung äußerst unscheinbar und in ihrer natürlichen Umgebung auf Baumrinde ein hervorragender Tarnanzug. Mit bis zu 2 cm sind die Weibchen dieser Art eine durchaus imposante Erscheinung. Auch die Netzgröße kann enorm sein, welche vor allem dazu dient auch große Nachtfalterarten zu erbeuten. Die adulten Tiere kann man vom Frühsommer bis in den Herbst hinein nachts in ihren Netzen finden. Darüber hinaus überwintern die Tiere aber auch unter Baumrinde oder ähnlichen Strukturen. Meist handelt es sich dabei aber nur um Weibchen, denn die Männchen sterben nach der Verpaarung im Sommer, oder werden gar von den Weibchen aufgefressen, was bei Spinnen nichts Ungewöhnliches ist.

 

Die Spaltenkreuzspinne (Nuctenea umbratica, Clerck 1757) ist aufgrund ihrer Häufigkeit keine gefährdete Art. Warum wurde sie dennoch zur Spinne des Jahres gekürt? Die Erklärung ist ganz einfach: Da sie sehr oft auch an Gebäuden lebt, ist es ein Leichtes sie dort auch zu finden. Und doch, die meisten sehen sie nie, weil sie sich nicht die Mühe machen auch nachts mal in das Netz zu blicken, oder das Versteck zu finden, wo sich die Spinne verborgen hält. Und genau das macht den Reiz dieser Art aus, denn sie verlangt vom Naturfreund ein wenig "Initiative", um sie zu Gesicht zu bekommen. Und das ist ein lohnendes Beispiel für eine gelungene Werbung für diese interessante Spinne aus einer ebenso interessanten Tiergruppe.