Brühler Turmfalken im Aufwind

von Wilhelm von Dewitz

Nistplatz in historischer Schießscharte der Schallenburg Bild: Udo Hürten
Nistplatz in historischer Schießscharte der Schallenburg Bild: Udo Hürten

Auf vier Kirchtürmen hat der Turmfalke 2017 in Brühl erfolgreich gebrütet. Die Pastoren und Kirchenvorstände sind für ihre Aufgeschlossenheit besonders zu loben. In der Christuskirche war der Turmfalke bis etwa 2005 Brutvogel, danach wurde er von Dohlen verdrängt. Im Jahre 2017 hat er nach langer Abwesenheit wieder seinen alten Nistplatz hoch in der Turmspitze bezogen. 

 

In St. Margareta wurde 2008 im Turm ein Kasten installiert, der eigentlich für einen Wanderfalken gedacht war. Der Kasten wurde aber gleich von Turmfalken besetzt. Im Jahre 2009 wurden hier sogar zwei Bruten festgestellt. Möglicherweise war es eine Zweitbrut desselben Paares, was äußerst selten und nur in sehr guten Mäusejahren vorkommen soll. In 2013 wurde der Nistkasten von einem Rostganspaar bezogen, das sieben Junge erbrütete. 

 

Schon 1995 wurde in St. Servatius ein Nistkasten hinter einer Gaubentür im Turm eingebaut. Seitdem brütet ein Turmfalkenpaar hier regelmäßig. Nur im Jahr 2005 wurden die Turmfalken wie in St. Margareta von einem Rostganspaar verdrängt. Als sogenannte Nestflüchter wurden die Gössel gleich nach dem Schlüpfen von den Eltern durch Rufe zum Sprung aus 30 Meter Höhe auf den Boden gelockt und zu einem Gewässer geführt.

 

In St. Heinrich wurde im Jahre 2009 ein Nistkasten installiert, in dem im Jahre 2017 erstmalig ein Turmfalkenpaar zur Brut kam. In den Vorjahren hatten Rabenkrähen die Turmfalken immer wieder gestört. Ein im Jahre 2012 am Glockenturm der Kirche Maria Hilf angebrachter Turmfalkenkasten wartet noch auf die Besiedlung. 

 

Im Sudturm der ehemaligen Giesler-Brauerei hatte in den Jahren 2001 und 2002 ein Schleiereulenpaar erfolgreich gebrütet. Danach besetzten Straßentauben den Nistkasten. Als vor einigen Jahren die Karnevalsgesellschaft „Fidele Bröhler Falkenjäger“ unmittelbar neben dem Sudturm ihr neues Vereinsheim bezog, bestand bei den Mitgliedern natürlich die Vorstellung, anstelle der lästigen Straßentauben ein ihrem Namen entsprechendes Falkenpaar als Nachbarn zu haben. Und tatsächlich hat im Jahre 2016 ein Turmfalkenpaar den Nistkasten im Sudturm in Besitz genommen und noch im selben Jahre wie auch in 2017 erfolgreich gebrütet.

 

Drei Brutplätze gibt es im Stadtteil Schwadorf: auf dem Schwadorfer Hof, in der Schallenburg und an dem Wohnhaus Bonnstraße Nr. 301. Hier hatte ein Turmfalkenpaar viele Jahre in einem „Eulenloch“ im Giebel des unbewohnten Nachbarhauses Nr. 303 gebrütet. Dann sollte das Haus durch einen Neubau ersetzt werden. Noch bevor der Abbruch genehmigt war, hatte sich Rainer Schutte, der Besitzer des Hauses Nr. 301 spontan entschlossen, für das Turmfalkenpaar einen Nistkasten am Giebel seines Hauses anzubringen. Im März 2014 war der Kasten bezugsfertig, einen Monat bevor der alte Brutplatz verschlossen wurde. Schon im Mai 2014 fand die erste erfolgreiche Brut mit sechs Jungen statt. Der Abbruch des alten Hauses geschah Anfang 2015 und beeinträchtigte den Brutverlauf des Jahres 2015 nicht. Der Neubau in 2016/2017, nur sechs Meter von neuen Brutplatz entfernt, störte den Brutverlauf in 2016 kurzfristig, als ein Baugerüst für die Bauarbeiten erforderlich war und das Gelege verlassen wurde. Aus einem Nachgelege schlüpften dann fünf Junge. In 2017 wurden vier Junge erbrütet. Rainer Schutte hat schon viele interessante Beobachtungen gemacht und erfreut sich an der Vertrautheit seiner Turmfalken.

 

Die übrigen Brutplätze befinden sich im Eckdorfer Mühlenweg, in der Bergerstraße und im Brühler Eisenwerk, wo der Turmfalke seit über 20 Jahren als Brutvogel bekannt ist. Alle Brühler Nistplätze befinden sich in oder an Gebäuden, in Nischen oder Nistkästen. In der Umgebung von Brühl brütet er auch in alten Krähennestern im Gittermast einer Hochspannungsleitung oder in einem Sendemast.

 

Die Nahrung der Turmfalken besteht zum größten Teil aus Mäusen, aber auch Kleinvögel, Insekten und Regenwürmer gehören zu seiner Beute. Zur Vertreibung oder Dezimierung von Straßentauben kann er nicht beitragen, dazu ist er zu klein. Er jagt entweder von einer Ansitzwarte oder aus dem Rüttelflug. Daher wird der Turmfalke auch Rüttelfalke genannt. Er ist im Rheinland das ganze Jahr über anzutreffen. (NABU-Info 2018)