Erfolge beim Schutz der Gelbbauchunke

von Matthias Schindler (Biologische Station Bonn/Rhein-Erft

Gelbbauchunke Bild: Biostation Bonn/Rhein-Erft
In Nordrhein-Westfalen sind Gelbbauchunken „stark gefährdet“. Insgesamt sind noch 28 Gebiete mit Gelbbauchunkenvorkommen bekannt, von denen sich die meisten im südlichen Rheinland befinden. Bild: Biostation Bonn/Rhein-Erft

Die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft ist seit 2012 Projektpartner des bundesweiten Projektes „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland“, das im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt (BPBV) mit Mitteln des BMU gefördert wird. Bevor das Projekt im Februar 2018 nach der 6-jährigen Förderphase ausläuft, werden in diesem Winter letztmalig mit Projektmitteln Biotoppflegemaßnahmen in verschiedenen Gebieten durchgeführt. Wir können insgesamt auf einen sehr erfolgreichen Projektverlauf zurückblicken.

 

Im südlichen Rheinland wurden von der Biologische Station Bonn Rhein-Erft e.V. zu Beginn der Förderphase kreisübergreifend insgesamt fünf Projektgebieten betreut. Eines der Projektgebiete bei Kerpen, umfasst das letzte Gelbbauchunkenvorkommen im Rhein-Erft-Kreis. Während der Projektlaufzeit konnten (kostenneutral) drei weitere Gebiete mit wichtiger Funktion für das Vernetzungskonzept für Gelbbauchunken in die Aktivitäten einbezogen werden. 

 

Durch die Artenschutzmaßnahmen der letzten 5 Jahre wurden die Gelbbauchunkenvorkommen in  Bonn und im Rhein-Erft-Kreis deutlich stabilisiert. Im Bonn wurden in diesem Jahr nach 2013 erneut im Rahmen einer Masterarbeit (Konstanze Franke, Universität Bonn) detaillierte Erfassungen durchgeführt. Hierbei konnten wir rund 250 subadulte Tiere nachweisen.  Wir gehen davon aus, dass inzwischen zumindest von einer Fläche Tiere abwandern und  hoffen, in den nächsten Jahren die Besiedlung neuer Flächen im Ennert durch die Gelbbauchunke beobachten zu können.

 

Die positive Entwicklung in Bonn ist auf die kontinuierlich durchgeführten Pflegemaßnahmen im Gebiet zurückzuführen. Seit 2013 werden im Winter jährlich Flächen entbuscht, Laichgewässer entkrautet oder neu angelegt sowie Rohbodenflächen hergestellt. Als Ad-hoc Maßnahme wurden Folienteiche angelegt, um während der Projektphase in Jahren mit extremer Trockenheit Reproduktion der Gelbbauchunken zumindest in geringem Umfang gewährleisten zu können. Insgesamt wurde die Anzahl an Reproduktions- und Aufenthaltsgewässern für die Gelbbauchunke im Ennert durch die Projektaktivitäten deutlich gesteigert. Auch in Zukunft wird es notwendig sein, in Zusammenarbeit mit dem Forst geeignete Reproduktionslebensräume zu erhalten und neu zu entwickeln.

Auch im Projektgebiet bei Kerpen im Rhein-Erft-Kreis konnten wir eine ermutigende Entwicklung beobachten.

Nachdem im Jahr 2013 im Rahmen einer Masterarbeit mehr als 170 adulte und subadulte Gelbbauchunken nachgewiesen wurden, waren es in 2017 (Anm.: bei weniger umfangreichen Untersuchungen) mehr als 200 Individuen. Für die Bestimmung der Populationsgröße wurden die Bauchmuster der gefangenen Tiere fotografiert und die Bilder anschließend mit einer Analysesoftware abgeglichen. Auf diese Weise konnten schließlich die Individuenzahlen bestimmt werden.

 

Erfreulich ist die Entwicklung der Lebensraumqualität im Projektgebiet im Rhein-Erft-Kreis. Mit den Fördermitteln wurden seit 2013 zahlreiche Reproduktionsgewässer angelegt und die Fläche mit Gewässern insgesamt vergrößert werden. Straßen NRW stellt in einem jährlichen Turnus auf einer Ausgleichsfläche Rohbodenflächen her und lässt Gewässer erneuern. Es wurden zusätzlich zahlreiche Foliengewässer und PE-Wannen eingebaut und im Frühjahr 2017 erstmals Betonwannen installiert. Die Betonfertigbecken wurden in diesem Jahr bereits erfolgreich als Reproduktionsgewässer von Gelbbauchunken genutzt. Durch die zusätzlichen Pflegemaßnahmen der Firma Maaßen in der Kiesgrube im Projektgebiet ist die Gesamtsituation für die Gelbbauchunke als positiv zu bewerten. Wir hoffen auf Abwanderungsbewegungen und eine Ausbreitung der Art im Gesamtgebiet und mittelfristig die Neubesiedlung geeigneter Flächen bis zu den neu gebauten Grünbrücken an der A4 und der A61 bei Kerpen. Ein weiterer wichtiger Schritt für die Realisierung dieser Ziele könnte der Einbau von Kleintiertunneln durch Straßen NRW an der Erfttalstraße sein.

 

Nachdem wir im Projektjahr 2013 in verschiedenen Gebieten beim Monitoring keine Gelbbauchunken oder nur noch Einzeltiere nachweisen konnten, wurde ab 2014 damit begonnen, Vorbereitungen für die Wiederansiedlung von Tieren zu treffen. In einem ersten Schritt untersuchte die tierärztliche Hochschule Hannover die Genetik der bestehenden Gelbbauchunkenvorkommen, um geeignete Spendervorkommen zu identifizieren. Nach Einholung der erforderlichen Ausnahmegenehmigungen bei den zuständigen Kreisbehörden sowie der Bezirksregierung Köln konnten wir schließlich in 2015 die ersten Kaulquappen und Metamorphlinge in den Wiederansiedlungsgebieten ausbringen. Vor diesem Schritt waren zunächst in unseren "Quellgebieten" Eier oder Kaulquappen aus austrocknenden Gewässern entnommen und bei uns in der Biostation aufgezogen worden. Die Kaulquappen wurden als Vorbeugemaßnahme gegen Infektionen mit dem Chytridpilz einer einwöchigen Wärmebehandlung in rund 32° warmen Wasser unterzogen. Vor Abschluss der Metamorphose wurden die Tiere dann in den Zielgebieten ausgebracht.

 

In unseren Wiederansiedlungsgebieten konnten wir in 2017 im Meroder Wald (Kreis Düren) und in der Quarzsandgrube Brenig (Rhein-Sieg-Kreis) erstmals seit Projektbeginn Reproduktionsversuche der Gelbbauchunke dokumentieren. Nach zwei Wiederansiedlungsjahren mit Ausbringung von rund 400 Kaulquappen in den Gebieten war damit nicht unbedingt zu rechnen. Umso mehr machen diese Beobachtungen Mut, die Artenschutzbemühungen für die Gelbbauchunke in den Wiederansiedlungsgebieten fortzusetzen. Wir erhoffen uns, auch im Gebiet „Tongrube Witterschlick“, in dem wir nach der Ausbringung von Kaulquappen bislang keine subadulten und adulten Tiere finden konnten, in den nächsten Jahren die Gelbbauchunke erfolgreich ansiedeln zu können. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Sibelco Deutschland GmbH, die uns auch in der Tongrube Adendorf und Kaolingrube Oedingen bei unseren Artenschutzbemühungen unterstützt hat. Generell wären ohne die Unterstützung der Naturschutzverbände, der Kreisbehörden, des Forstes, der Biologischen Stationen in den benachbarten Kreisen sowie der Abbauunternehmen und Flächeneigentümer die erreichten Erfolge im Gelbbauchunkenprojekt nicht möglich gewesen.

 

Hervorzuheben ist auch die weitere Intensivierung unserer Zusammenarbeit mit „Sealife Königswinter“ in 2017. Wir streben in den kommenden Jahren den Aufbau einer Kooperation bei der Nachzucht regionaler Gelbbauchunkenvorkommen an, um die Wiederansiedlung dieser Art in der Region fortzuführen. Seit der Etablierung von Gelbbauchunken in der Ausstellung im Sealife Königwinter beraten wir die Mitarbeiter und versuchen gemeinsam durch Öffentlichkeitsarbeit das Thema Artenschutz mit einem regionalen Bezug in die breitere Öffentlichkeit zu bringen.

 

Weitere Informationen stehen auf der Projekthomepage „www.projekt-gelbbauchunke.de“ zur Verfügung.

Kontakt: Dr. Matthias Schindler (m.schindler@biostation-bonn-rheinerft.de)