Text und Bilder: Dr. Michael Braun
Im Winter 2021/22 beschlossen Familie Braun vom NABU in Brühl und Felix Ross von der Kierberger Dorfgemeinschaft, die Brutplatzsituation der Vögel im Kierberger Bahnhofspark zu verbessern. Menschen und Tiere sollen sich hier gleichermaßen wohlfühlen und begegnen. Im Zuge der Baumfällungen der letzten Jahre wurde auch die Anzahl der Nistkästen im Park immer weniger. Bei einer bekannten und zuverlässigen Behindertenwerkstatt wurden insgesamt 21 Nisthilfen für Wildtiere und zwei Futterstationen für Vögel und Eichhörnchen bestellt. Noch im Februar 2022 wurden die Kästen im Park angebracht. Kaputte Kästen wurden bei der Aktion ebenfalls entfernt, eine Handvoll alter Kästen konnte zum Glück erhalten bleiben.
Gesponsert wurden die Nisthilfen zu je 50% von der Dorfgemeinschaft Brühl-Kierberg und von der Stadt Brühl. Vielen Dank für diese tolle Unterstützung!
Insgesamt waren dies:
• 1 Eulenkasten
• 4 Starenkästen
• 4 Fledermausflachkästen
• 1 Kleiberkasten
• 2 Halbhöhlen für Bachstelze/Rotkehlchen
• 3 Kohlmeisenkästen, Einflugloch ∅ 32 mm
• 3 Blaumeisenkästen, Einflugloch ∅ 28 mm
• 1 Igelhaus
• 1 Futterstation Eichhörnchen
• 1 Vogelfutterhaus
• 2 Nisthilfen für Haselmaus
Am 2. April 2022 führten die Organisatoren eine Exkursion für die interessierte Öffentlichkeit im Bahnhofspark durch, um die Idee der Aktion zu erklären und die Begeisterung für die Natur zu säen. Groß und Klein waren begeistert mit dabei, sogar eine Geburtstagsgesellschaft nahm an der Aktion teil. Zudem konnten Nistkästen für den eigenen Garten erworben werden.
Dass die nun insgesamt 24 Nisthilfen ihren Sinn erfüllen, sollte sich im Laufe der Brutsaison bestätigen. Insgesamt wurden sechs Kästen von Kohlmeisen, vier von Blaumeisen und drei von Staren angenommen. Ein toller Erfolg! Darüber hinaus brütete jeweils ein Paar folgender Arten in Naturhöhlen: Kleiber, Star und Halsbandsittich.
Brühl-Kierberg wird auch Wissenschaftsstandort. Insgesamt konnten 17 Jungvögel von Kohlmeise, Blaumeise und Star mit wissenschaftlichen Ringen der Vogelwarte Helgoland markiert werden. Die größte Brut hatte eine Blaumeise mit sieben Jungvögeln, gefolgt von Kohlmeise mit fünf und drei, sowie Star mit drei Jungvögeln. Die Fledermauskästen wurden noch nicht von den Fledermäusen genutzt, allerdings konnten wir eine Kolonie mit über 60 Zwergfledermäusen in einem Haus in der Nähe des Parks entdecken. Eine Kohlmeise nutzte den Fledermauskasten als Übernachtungsmöglichkeit.
Ein weiteres Highlight am Kaiserbahnhof sind die vielen Hirschkäfer und Nashornkäfer. Beide Arten konnten im Juni regelmäßig in der Abenddämmerung beobachtet werden. Am Bahngleis des Kaiserbahnhofs kann man bei guter Witterung die flinken Mauereidechsen beobachten.
Ich danke allen Helferinnen, Helfern und Sponsoren. Insbesondere geht der Dank an Felix Ross und die Dorfgemeinschaft Brühl-Kierberg für beratende, tatkräftige und finanzielle Unterstützung, an die Stadt Brühl für die finanzielle Unterstützung, die Holzwerkstatt Sassen für die unkomplizierte Zusammenarbeit beim Material, meine Familie für die tolle Unterstützung und das Mitwirken, alle Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Exkursion sowie allen Interessenten des Themas. Die Natur hat es uns bereits gedankt.
NABU Info 2023
(Text und Bild: Michael Braun)
Als Treffpunkt für die Exkursion am 16. Juni, die mit ca. 50 Teilnehmern sehr gut besucht war, wurde der Bahnhof Brühl-Kierberg gewählt. Treffpunkt war 21.00 Uhr, also noch lange vor Sonnenuntergang. Die Menschen kamen aus Brühl, reisten aber auch aus Kerpen, Erftstadt, Bonn und Köln an. Angrenzend an den Bahnhof liegen der Kaiserbahnhof und der Bahnhofspark mit altem Baumbestand sowie der erst kürzlich von der Dorfgemeinschaft Brühl-Kierberg genutzte Alte Friedhof im Oberdorf. Zuerst begrüßte Familie Braun die große Teilnehmerschar und erklärte für Groß und Klein die Biologie der Käfer, um das Interesse an den wild lebenden Tieren zu wecken. In beiden Parkanlagen suchten wir nach Käfern. Familie Ross von der Dorfgemeinschaft Brühl-Kierberg stellte dankenswerterweise noch einen Schautisch zur Verfügung. Die Exkursionsteilnehmer fanden insgesamt 5 lebende Hirschkäfer (Lucanus cervus) und mind. 9 lebende Nashornkäfer (Oryctes nasicornis). Sowohl auf dem Alten Friedhof Kierberg als auch im Bahnhofspark waren die großen Käfer zu finden. Als weitere Käfer konnten die Teilnehmer Glühwürmchen, also Kleine Leuchtkäfer (Lamprohiza splendidula), außerdem Kleine Maikäfer (Amphimallon solstitiale), Harlekin-Marienkäfer (Harmonia axyridis) und Rosmarinkäfer (Chrysolina americana) entdecken. Auch Fledermäuse konnten wir entdecken, aber diese waren an diesem Abend eher Nebenschauplatz. Außer den allgegenwärtigen Zwergfledermäusen (Pipistrellus pipistrellus) entdeckte eine Teilnehmerin aus Köln auch einen Großer Abendsegler (Nyctalus noctula).
Die Exkursion dauerte aufgrund der späten Dämmerung etwas länger als 22.30 Uhr, aber es hat sich gelohnt. Sowohl Hirschkäfer und Nashornkäfer als auch Glühwürmchen und Fledermäuse konnten wir sehr gut sehen. Wir werden diese Exkursion auch im Jahr 2024 anbieten.
Biologie und Schutz der Käfer
Der Hirschkäfer und der Nashornkäfer gehören zu unseren größten heimischen Käfern und sind beeindruckende Gestalten im Insektenreich. Die meisten Menschen haben noch nie Hirschkäfer oder Nashornkäfer gesehen. Dies liegt zum einen daran, dass sie selten, aber auch nachtaktiv sind und während eines kurzen Zeitfensters im Juni/Juli fliegen. Beide Arten sind klassische Bewohner von vermodernden Eichen- und Laubbaumwurzeln und -Stämmen, also richtige Urwaldarten. Die als Engerlinge bezeichneten Käferlarven leben tief verborgen im Boden und werden selten einmal ausgegraben.
Beide Arten sind im südlichen Rheinland verbreitet, aber nicht häufig. Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt nicht in den waldreichen Mittelgebirgen, sondern in den Ortslagen. Während Bonn sowohl für Hirschkäfer als auch für Nashornkäfer einen guten Lebensraum zu bieten scheint, ist der Hirschkäfer in Köln eine sehr seltene Erscheinung, dafür fühlt sich dort der Nashornkäfer sehr wohl . In Brühl kommen beide Arten in guten Populationen vor.
Die Hütte der NABU-Jugend (NAJU) hat in dieser Woche einen neuen Anstrich bekommen. Durch die tatkräftige Unterstützung von Mitarbeitern der Ford-Werke Köln und den Ehrenamtlichen des NABU Rhein-Erft Mike und Jean-Michel strahlt das Holz jetzt wieder in einem kräftigen Schwedenrot.
Ford-Angestellte können für gemeinnützige Projekte (sogenanntes Community Involvement) bis zu 16 Stunden pro Jahr freigestellt werden.
(September 2022)
Am 15. Mai 2022 hatte die Ortsgruppe Kerpen zu ihrem Info-Stand am Stiftsplatz auf der Kerpener Pflanzenbörse eingeladen!
Experten aus dem Naturschutz standen mit Rat und Tat zur Seite und stellten die NABU-Projekte vor. Familien fragten nach Fledermäusen und Schwalben, Gartenvögeln und -pflanzen.
Der Blick auf einen Wanderfalken auf einem Wasserspeier belohnte die Suche durch das Spektiv.
Bild: Benedikt Hillebrandt/NABU Rhein-Erft