Dramatischer Rückgang der Schmetterlinge

NABU beobachtet alarmierenden Arten-schwund in den Wäldern westlich von Köln

Von Karl-Heinz Jelinek

„Der Bestand des Schornsteinfegers ist um 90% zurückgegangen“
„Der Bestand des Schornsteinfegers ist um 90% zurückgegangen“

Erftstadt – Die regelmäßigen Schmetterlingsbeo- bachtungen in den meisten Gebieten des Rhein-Erft-Kreises zeigen eine alarmierende Entwicklung auf. Davon betroffen sind auch die Waldgebiete auf dem Villerücken zwischen Erftstadt, Brühl und Weilerswist. „Wo in den 1990er Jahren zur Hauptflugzeit der häufigsten Waldart, des Schornsteinfegers, noch um die 300 Falter gezählt wurden, findet man nunmehr nur noch 30 Tiere“, so Karl-Heinz Jelinek, Schmetter-lingsexperte beim NABU Rhein-Erft.

Andere Arten sind bereits ganz aus den Wäldern verschwunden, so der Silberfleck-Perlmuttfalter, der seit 2002 dort nicht mehr beobachtet wurde und das Rotbraune Ochsenauge, von dem man in den 1990er Jahren noch um die 40 Falter bei einem Rundgang zählen konnte.

 

„Man muss davon ausgehen, dass es eine Menge Ursachen für den Rückgang gibt“, so Jelinek. Inwieweit Pestizide, insbesondere die Neonikotinoide, eine Rolle spielen, ist nur schwer zu klären. Hierfür sind bundesweite Untersuchungen erforderlich. Da nach Aussage von Forstdirektor Uwe Schölmerich im Wald keine Bt-Präparate (Bacillus thuringiensis) angewandt wurden, kommen nur andere Ursachen in Frage.

 

„So oder ähnlich sieht es an zu vielen Stellen im Wald aus. Es fehlen die Blumen."
„So oder ähnlich sieht es an zu vielen Stellen im Wald aus. Es fehlen die Blumen."

 Auffallend ist die Blütenarmut in den Wäldern. Die Wälder sind viel dichter als noch vor 20 Jahren. Es gibt kaum mehr besonnte Stellen, an denen Blumen blühen, und die Wegränder werden seit mehreren Jahren zur Hauptblütezeit innerhalb kurzer Zeit großräumig gemäht. Dichte Aufforstungen und Stickstoffeinträge aus der umliegenden Landwirt-schaft spielen als Hauptursachen eine wesentliche Rolle. So ist es kein Wunder, dass die meisten Schmetterlinge bereits vor Jahren verhungert sind. Anders sieht es im ehemaligen Munitionsdepot am Friesheimer Busch aus. Auf den vom NABU seit bald 20 Jahren durch Entbuschung, Mahd und Beweidung gepflegten Flächen sieht man blühende Wiesen und ein Gewimmel von Faltern und anderen Insekten.

 

„Wie der Kaisermantel benötigen alle Falter für ihre Fortpflanzung ausreichend Nahrung in Form von Blüten-Nektar“
„Wie der Kaisermantel benötigen alle Falter für ihre Fortpflanzung ausreichend Nahrung in Form von Blüten-Nektar“

„Lasst Bäume in den Himmel wachsen“ hieß die Aktion für mehr Wald im Rhein-Erft-Kreis während der 1990er Jahre. Dort sind sie inzwischen angekommen und mit ihnen auch viele Schmetterlinge, die uns auf der Erde fehlen.

 

Nur ein Projekt „Lasst wilde Blumen blühen“ kann uns die Falter zurückholen.

 

Für Rückfragen:
Karl-Heinz Jelinek, Entomologischer Arbeitskreis im NABU Rhein-Erft, mobil: 0151 15211483