Die derzeitige Trockenheit der letzten Wochen im Rhein-Erft-Kreis macht vielen Tieren und Pflanzen zu schaffen. Insbesondere den Mehl- und Rauchschwalben bereitet die Trockenheit beim Nestbau Probleme. „Wegen der knochentrockenen Böden finden die Segelkünstler kein geeignetes Nistmaterial“, so Simone Bergheim und Rolf Thiemann vom NABU Kreisverband Rhein-Erft. Um ihnen beim Nestbau zu helfen, empfehlen die Naturschützer, Lehm- oder Schlammpfützen künstlich anzulegen. Denn Schwalben bauen ihre Nester normalerweise aus Lehm und Pflanzenteilen. Aus dem feuchten Material formen sich die Vögel kleine Klümpchen zum Nestbau. Die halbkugelförmigen Gebilde kleben sie an Hauswände oder unter Dachvorsprünge.
Auch durch die weitgehende Flächenversiegelung im ländlichen und auch im städtischen Raum finden Schwalben immer weniger Material, um ihre Nester zu bauen. Zwar suchen sie in jedem Jahr ihre alten Nester wieder auf, aber diese werden oft mutwillig und illegal entfernt, wodurch sie auf einen "Neubau" angewiesen sind. Dafür brauchen sie allerdings genug feuchte Lehm- und Erdvorkommen, die in der freien Natur stark zurückgehen.
Aus dem Mangel an feuchten Lehm- und Erdböden folgt, dass die Nester der Rauch- und Mehlschwalben teilweise nicht richtig fertig gebaut werden können. Sie sind instabil und drohen, auseinanderzubrechen. Dadurch sind nicht nur die Jungvögel in Gefahr, die Nester halten den Witterungsbedingungen auch weniger stand und werden im nächsten Jahr eventuell nicht mehr vorhanden sein.
Sowohl Rauch- als auch Mehlschwalben sind auf feuchte Böden angewiesen. Wenn keine Bachufer oder Pfützen in der näheren Umgebung vorhanden sind, nehmen die Schwalben auch gern künstlich angelegte Stellen an. Wer über einen Garten verfügt oder an einem unbefestigten Weg wohnt, kann eine eigene kleine Pfütze anlegen oder Lehmwannen aufstellen. Diese müssen bis Juli immer feucht gehalten werden, um die Schwalben gerade in der Bauzeit mit Material zu versorgen. Ideale Standorte für Lehmwannen sind auch Carports, Gargen- oder andere Flachdächer. Wichtig ist, dass die Schwalben freien Zuflug haben. Wenn der Boden eher sandig ist, empfiehlt sich lehmiges Material in die Pfütze zu legen. Alternativ können Sie einfach eine Schale mit lehmhaltigem Material anbieten.
Auch wenn vielerorts das Gezwitscher der kleinen Sommerboten in der Nähe von Häusern, Schuppen und Ställen noch zu hören ist, geht ihre Zahl geht seit vielen Jahren zurück, auch hier im Rhein-Erft-Kreis. Eine der Ursachen ist der fortschreitende Verlust von Nistmöglichkeiten. Während früher in jedem Kuhstall Platz für mehrere Rauchschwalbenpaare war, sind heute viele Viehställe verschlossen – sofern es sie überhaupt noch gibt. Nicht asphaltierte Feldwege und Hofeinfahrten sind heute eine Seltenheit. Mehlschwalbennester fallen oft den teilweise überzogenen Hygienevorstellungen einiger Hausbesitzer zu Opfer und werden nicht selten illegal von der Hauswand entfernt. Lange kalte Winter tun das ihrige dazu. „Vor allem ist es aber auch wichtig, Schwalben an unseren Häusern zu dulden“, wünschen sich Simone Bergheim und Rolf Thiemann. Vielen ist nicht bekannt, dass Schwalbennester ganzjährig geschützt sind. Nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 Bundesnaturschutz ist es verboten, „Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wildlebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören“. Ein Verstoß gegen das Verbot ist eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße geahndet werden kann. Sofern bei Bau- oder Reparaturarbeiten an oder in Gebäuden Schwalbennester beseitigt werden müssen, bedarf es einer Ausnahmegenehmigung durch die Untere Landschaftsbehörde.
Doch es gibt auch viele Menschen, an deren Häusern die Glücksbringer willkommen sind. Der NABU NRW hat im Jahr 2010 die Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ ins Leben gerufen. Schwalbenfreundlichen Häusern verleiht der NABU eine Plakette. Bewerben können sich Hausbesitzer aus dem Rhein-Erft-Kreis, die das Brutgeschehen der wendigen Flugkünstler und Sommerboten dulden, das Brutgeschehen akzeptieren und vielleicht sogar durch das Aufhängen von Nisthilfen und die Anlage einer Lehmpfütze fördern; ganz gleich, ob es sich bei dem Gebäude um ein Wohnhaus, Hotel, Bauernhof oder Fabrikgebäude handelt.
Kontakt: NABU Rhein-Erft