Aktionen und Termine in Erftstadt


Herbstzeit, Pilzzeit

Doppelgänger des essbaren Waldchampignons: giftiger Perlhuhnchampignon, erkennbar am chemischen Geruch und der gelb verfärbenden Stielbasis.
Doppelgänger des essbaren Waldchampignons: giftiger Perlhuhnchampignon, erkennbar am chemischen Geruch und der gelb verfärbenden Stielbasis.

Pilze sprießen aus dem Boden, entsprechend ist das Interesse. So fand denn auch das diesjährige Angebot des NABU Rhein-Erft zum Thema im Oktober 2024 großen Anklang.

Zur Einleitung gab es einen Vortrag der Diplombiologin Anette Minarzyk zur Biologie und Ökologie der Pilze, bei dem sie auch ausführlich auf die verschiedenen Pilzgifte einging. Mehr als 50 einheimische Arten wurden von ihr vorgestellt, dazu die wichtigsten Regeln zum korrekten und sicheren Sammeln. Der Vortrag war zur Freude der Referentin nicht nur richtig gut besucht, die Zuhörer trugen auch lebhaft dazu bei. Eine Teilnehmerin hatte sogar einen Korb mit Anschauungsmaterial mitgebracht – eine gute Idee, denn Bilder allein vermitteln nie denselben Sinneseindruck wie das echte Objekt! 

Dem Vortrag folgten zwei praktische Exkursionen. Beide waren auf jeweils 15 Personen beschränkt. Die jüngsten Fälle von Pilzvergiftung sollten reichen, um zu verstehen, warum. 

Leider bot der Wald zum ersten Termin nur ein beschränktes Artenspektrum: Unspektakuläre, Laubstreu abbauende Arten, Holzbewohner und Mykorrhizapilze, die zwar eine wichtige Rolle im Naturkreislauf spielen, aber überwiegend für den menschlichen Genuss untauglich, einige, wie Grüner Knollenblätterpilz und Rosa Rettichhelmling sogar hochgiftig sind. Dafür gab es jedoch zwei Funde seltener Arten: den Leberreischling Fistulina hepatica (Rote Liste: Vorwarnliste) und den Klapperschwamm Grifola frondosa (Rote Liste: Gefährdet), die wohl beide vom Eichensterben in diesem Waldstück profitieren. 

Erfreulicher sah es eine Woche später aus: Trotz strömendem Regen, bei dem man eigentlich gar keine Pilze sammeln sollte, gab es neben vielen zwar interessanten, aber ungenießbaren Pilzen auch Funde essbarer Arten wie Riesenchampignon, Stockschwämmchen, Hallimasch, Semmelstoppelpilz sowie verschiedene Röhrlinge. Als Besonderheit stach ein weißer Birkenpilz hervor, wahrscheinlich eine albinotische Variante des Gewöhnlichen Birkenpilzes.

Wie Wesen vom anderen Stern anzusehen waren die Korallenpilze, die am Seeufer unter Amerikanischen Eichen wuchsen, eventuell eine Rosaspitzige Koralle. Eine genaue Bestimmung ist bei diesen Arten ohne Mikroskop kaum möglich. Und Tierisches zeigte sich nebenbei auch noch: Aufgrund der Nässe waren mehrere Grasfrösche unterwegs.

Kurz vor der Rückkehr zum Parkplatz gab es dann sogar noch ein paar Kiefernreizker. Und es hatte aufgehört zu regnen!

Ein Lob hier noch einmal an alle, die dabei waren, zugewachsenen Wegen und Regenwetter getrotzt, sich eifrig beteiligt und hoffentlich auch Spaß gehabt haben! 

 

Zusatz aus aktuellem Anlass: 

Populär sind derzeit Apps, die eine Identifizierung unbekannter Pilze über die Fotofunktion versprechen. Eine davon haben wir unterwegs ausprobiert: Keiner der Pilze wurde korrekt erkannt. Man tut wohl gut daran, die diesbezügliche Aussage der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zu beherzigen: „Ein Speisepilzsammler, der sich bei der Bestimmung nur von einer App leiten lässt, spielt grob fahrlässig mit seiner Gesundheit“ – um nicht zu sagen, mit seinem Leben!

https://www.dgfm-ev.de/pilzesammeln-und-vergiftungen/blog/pilz-apps-im-test

Quelle: Anette Minarzyk, Oktober 2024