Gastbeitrag: Igel im Fokus von Mähroboter, Fadenmäher, Tellersense & Co.

Verletzter Igel auf Wiese.
Ein Igel mit einer Rasentrimmerverletzung. Das gesamte Gesicht war skalpiert und die rechte Vorderpfote bis auf den Knochen aufgeschnitten. Quelle: Brigitte Liepe

Seit Jahren werden in Igelstationen und Igelpflegestellen (schwer) verletzte Igel eingeliefert, deren Wunden auf unbedachten Umgang mit Fadenmähern, Tellersensen u.ä. Gartengeräten, zurückzuführen sind. Zusätzlich drängten Mähroboter erfolgreich auf den Markt. Häufig kommen diese Geräte in den Abendstunden und nachts zum Einsatz.

 

Schlechte Lebensbedingungen für den Igel 

 

Leider genießt der grundsätzlich dämmerungs- und nachtaktive Igel, ein Insektenfresser, so gut wie keine Lobby. Dem gravierenden Insektenrückgang und damit dem Mangel an Nahrungsvielfalt ist geschuldet, dass Igel zu Kulturfolgern wurden und seit Jahren in Parks und Gärten zu finden sind. Gute Nahrungsgründe werden hier nicht erschlossen. Fehlendes Wasser in heißen Sommermonaten – ein Phänomen, das sämtlichen Tier- und Pflanzenarten zu schaffen macht, tut sein Übriges … – Die Folge: Igel werden krank, sind tagaktiv. Bei fortschreitender körperlicher Schwäche liegen sie in Seitenlage nicht selten gut sichtbar in der prallen Mittagssonne, weil sie nicht mehr in der Lage sind, sich fortzubewegen oder einzurollen. Das Todesurteil, werden sie nicht rechtzeitig gefunden und in einer Igelstation/Pflegestelle liebevoll aufgepäppelt und im Anschluss wieder ausgewildert.

 

Lebensgefahr durch Gartengeräte 

 

Weit größeren Gefahren sind Igel durch den Einsatz von Mährobotern, Fadenmähern, Tellersensen und ähnlichen Gerätschaften, ausgesetzt. Mähroboter, in Abend- und Nachtstunden eingesetzt, machen oft vor Igeln, insbesondere auf Futtersuche befindlichen Jungtieren nicht halt. Igel schreien nicht vor Schmerz. Sie leiden stumm!

 

Mit Igeln, grausamst an Kopf und/oder Gliedmaßen verletzt, werden Stationsbetreiberinnen häufig konfrontiert. Es handelt sich nicht um ein Phänomen des Rheinlandes. Bundesweit machen Stations- und Pflegestellenbetreibende gleiche Erfahrungen! – Grund genug für Michaela Kleinsorge, Igelhilfe Rostock, https://www.igelhilfe-rostock-diedrichshagen.de, 2019 eine Online-Petition zum Thema „Nachtverbot für Mähroboter“ zu starten. Mehr als 15.000 Unterstützende zeichneten die Petition, die seit Ende April 2020 dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit vorliegt.

In Bayern sind Igel bereits als Vorstufe der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten gelistet. Würde sich intensiv mit der Thematik beschäftigt, stellte man sicher fest, in anderen Bundesländern – so auch in NRW – sieht es noch viel dramatischer aus …

 

Nicht nur Igel leiden

 

Opfer von Mährobotern werden nicht nur Igel, sondern gleichermaßen Amphibien, Reptilien und weitere Tierarten, die in der Fortbewegung langsam sind. Seit der Kreidezeit haben es Igel geschafft, sich zu erhalten. Es wäre schade, würden die possierlichen, kleinen Stachelritter in absehbarer Zeit von unserem Planeten verschwunden sein … 

 

In den Kinderschuhen des Fernsehens gab es eine Werbung, die irgendwann ersatzlos verschwand, heute jedoch aktueller ist denn je: Wir brauchen die Natur. – Die Natur braucht uns nicht!

 

Mehr bebilderte, wissenswerte Infos zum Thema Igel:

http://www.tierfreunde-rhein-erft.de/neues_igel.htm 

 

 

 

Text: Renate Könen, September 2020