Lebensraum Kirchturm- ein verstecktes Kinderzimmer

Dieses Kinderzimmer ist über einen schmalen Steg - in etwa 10 m Höhe - im Dachstuhl der Kirche zu erreichen. Vom Kirchenschiff aus gesehen liegt es etwa über dem Hochaltar mit Blickrichtung zur Erft. Seit vielen Jahren wird der große Eulennistkasten von einem ehrenamtlichen Mitarbeiter des NABU Bedburg, Herrn Heller, betreut, gewartet und gereinigt. Die Reinigung des Nistkastens gibt immer Aufschluss über seine letzten Bewohner, denn wenn keine Eulen hier nisten, benutzen ihn z.B. Käuzchen oder sogar Dohlen.

Da unsere Kinderstube in den letzten Jahren nicht mehr von Eulen belegt wurde, war die Überraschung und die Freude groß, als Herr Hiller bei der jährlichen Frühjahrskontrolle vier kleine Schleiereulen mit der Mutter im Nistkasten entdeckte.

Anfang August wurden die kleinen Eulen von Fachleuten des NABU beringt. Bis dahin hatten sie sich prächtig entwickelt. Am nächsten Tag waren alle Jungtiere ausgeflogen. Die Nachbarn erzählen von besonderen Augenblicken wenn sie in der Dunkelheit von ihrem Balkon, gleich neben der Kirche, den abendlichen Jagdausflug der Mutter mit den Jungeulen beobachten konnten.

Der Kirchturm und der Dachstuhl bieten auch Dohlen, Turmfalken und in großer Zahl Fledermäusen ein Zuhause. Eine Fledermaus hatte sich ins Kirchenschiff verirrt und diesen Ausflug leider nicht überlebt. Deshalb wissen wir jetzt, es ist die größte, in Kirchen lebende Fledermaus, das Braune Langohr. Leider vertragen sich Fledermäuse und Eulen nicht gut und die Fledermauskolonien suchen sich eine ungefährlichere Umgebung. Nachtaktive Tiere brauchen die Dunkelheit. Deshalb empfiehlt der NABU keine durchgängige Beleuchtung an Kirchen. Das Außenlicht sollte nur die notwendigen Gebäudeteile anstrahlen. Die Gelege dürfen nicht angestrahlt werden, um den Lebensraum dieser Tiere zu erhalten.

Wir hoffen, dass es den Jungtieren gut geht und wir im kommenden Jahr wieder Leben im versteckten Kinderzimmer haben.

 

Monika Schneider und Marion Möller