„Fast die Hälfte der Flächen in Deutschland wird landwirtschaftlich genutzt(1). Produktionssteigerungen und immer intensivere Bewirtschaftung gehen auch an der Umwelt nicht spurlos vorbei. Jeden Tag verliert die Natur hierzulande eine Fläche von etwa 52 Hektar an Verkehr und Siedlungsbau (2). Durch schwere Maschinen werden Böden beschädigt, was wiederum zu Erosion und einem Verlust der Bodenfruchtbarkeit führen kann. Düngemittel stellen ein Risiko für Erde und Grundwasser dar, und die niedrige Artenvielfalt auf landwirtschaftlich genutzten Flächen schränkt tierische Nahrungsquellen und Lebensräume ein.
Das Insektensterben in Deutschland ist ein erschreckendes Beispiel für den Verlust der biologischen Vielfalt. Bei 96 % der Arten haben Insektenforscher*innen einen Rückgang festgestellt. Das hat nicht nur drastische Folgen für die Landwirtschaft selbst – an vielen Orten gibt es nicht mehr genügend Insekten, um Felder natürlich zu bestäuben – sondern bringt ganze Ökosysteme aus dem Gleichgewicht. Die Anzahl der Vögel ist ebenfalls um 40 % geschrumpft, da Insekten ihnen als Nahrungsquelle dienen.
Die Schlüsselgebiete für die biologische Vielfalt, sind der Anteil der Land- und Süßwasserökosysteme, die unter Schutz stehen. In Deutschland liegt dieser Anteil mit 71,6 % (2023) höher als im weltweiten Durchschnitt, doch er stagniert seit 2010 Jahren nahezu.“ (3)
Dieser Text stammt aus einer Veröffentlichung zu den 17 Zielen für Nachhaltige Entwicklung im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit.
In Nordrhein-Westfalen sind 8% der Fläche als Naturschutzgebiet entsprechend § 23 des Bundesnaturschutzgesetzes ausgewiesen (4). NRW ist Lebensraum für 43.000 verschiedene Tiere, Pilze und Pflanzenarten. 2024 standen rund 44% der bewerteten Arten auf der Roten Liste (5).
Durch die bisher geleistete ehrenamtliche Arbeit des NABU Rhein-Erft war es möglich, im Naturschutzgebiet „Ehemaliges Munitionsdepot im Friesheimer Busch“ die Ausdehnung seltener Pflanzengesellschaften und europaweit geschützter Biotoptypen deutlich zu steigern und die Bestände bedrohter und streng geschützter Tier- und Pflanzenarten zu vergrößern. Das Gebiet ist heute ein über die Kreisgrenzen hinaus bedeutsames Schutzgebiet und in der intensiv landwirtschaftlich genutzten Börde ein wichtiger Trittstein für den Artenschutz. Unsere Arbeit wollen wir, so erfolgreich wie in der Vergangenheit, weiterführen. Unverzichtbarer Bestandteil ist dabei der Einsatz von Ziegen und Schafen, alter, bedrohter Rassen, die genügsam sind und mit den Magerwiesen auskommen und unsere Arbeit unterstützen.
Waldläusekraut, wilder Thymian, Glockenheide, Englischer Ginster, Hohes Fingerkraut, Rundblättrige Glockenblume, Bergsandglöckchen oder Heidenelke sind nur einige Beispiele, welche in unserem Naturschutzgebiet ein Refugium finden, genauso wie auch tausende Exemplare von zwei Arten heimischer Orchideen.
Das Naturschutzgebiet ist mittlerweile Lebensraum für zahlreiche streng geschützte Vogel-, Amphibien- und hoch bedrohte Insektenarten.
Damit unterstützen wir das Ziel 15: „Leben an Land: Landökosysteme schützen und wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen“.
Quellen:
# 17 Ziele, Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
https://17ziele.de/ziele/15.html
(1) – BMEL 2024
(2) Umweltbundesamt 2024
(3) Halbzeitbilanz der Agenda 2030, Global Policy Forum Europe 2023