Die Kohlebagger sind weg! Und nun?

Von Karl-Heinz Blumenthal

Cristina Auerbach Benaevides (li.) und Annette Fingscheidt Bild: Heinz-Peter Blumenthal
Cristina Auerbach Benaevides (li.) und Annette Fingscheidt Bild: Heinz-Peter Blumenthal

Führung durch rekultivierte Wälder am 4. Oktober 2018

„Welche Chancen und Risiken sich hinter der Rekultivierung der Tagebauflächen verbergen. Nach Abzug der Kohlebagger entstanden in den ehemaligen Tagebaugebieten um Hürth Seen, Wälder, Wiesen und Äcker mit völlig neuen ökologischen Eigenschaften. Gefährdete Tier- und Pflanzenarten haben hier einen wertvollen Rückzugsraum gefunden. So entstand eine völlig neue Landschaft.“, schrieb die Hürther Sonntagspost vor einigen Jahren. 

Durch Recherchen im Internet stieß die Organisation PBI (Peace Brigades International) Regionalgruppe Köln Bonn auf mich als Anbieter von Führungen durch renaturierte Flächen.

Zu dieser Zeit befand sich die Menschenrechtsaktivistin Cristina Auerbach Benavides aus dem Norden Mexikos zu Besuch in Deutschland. Dort hatte sie am selbigen Tag ein Treffen im Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Nach ihrem Aufenthalt in Hürth besichtigte sie ehemalige Zechen im Ruhrgebiet und sprach mit politischen Entscheidungsträgern in Berlin. Im Rahmen ihres Besuchs wollte sie sich auch die Situation im Rheinischen Braunkohlerevier ansehen.

Cristina Auerbach ist Koordinatorin der Organisation „Familia Pasta de Conchos“, kurz OFPC. Sie kämpft unter anderem für die Verbesserung der Arbeitssicherheit von Grubenarbeitern, die Schließung von illegalen Bergwerken sowie die Einhaltung der Umweltschutzbestimmungen und Landrechte in der Region. In Mexiko gibt es keine gesetzlichen Vorschriften zur Rekultivierung ausgekohlter Flächen. 

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es los. Es wurde über die Zeit des Kohleabbaus in Hürth referiert und die Probleme nach der Auskohlung und zu Beginn der Aufforstung. Wir sprachen auch über inzwischen wieder angesiedelte Wildarten in der Rekultivierung.

Wir machten Fotos zum aktuellen Zustand der Gegend rund um Hürth und Brühl und verglichen die Abbildungen mit Darstellungen aus der Zeit der Industrialisierung von 1900 und 1965.

Cristina Auerbach Benaevides war mehr als erstaunt, dass sich die Natur in einer so kurzen Zeit erholt hat. Ihre eigene Heimat ist eine Halbwüste, so dass eine Renaturierung, so wie sie im Rheinischen Braunkohlenrevier durchgeführt wird, nicht möglich wäre. Dennoch war es ihr sehr wichtig, dass es überhaupt die Möglichkeit gibt, dass sich eine Landschaft vom Kohlebergbau erholen kann.