Die Rauchschwalben von der Gymnicher Mühle

(2013)

Während Schwalben einst zum gewohnten Bild der warmen Monate gehörten und als Boten des Sommers verehrt wurden, sind die Flugkünstler heute selten geworden - auch im Rhein-Erft-Kreis. So werden Rauch- und Mehlschwalben in der aktuellen Roten Liste von Nordrhein-Westfalen mittlerweile beide als gefährdete Arten aufgeführt. Eine der Hauptursachen für den drastischen Bestandsrückgang ist der fortschreitende Verlust von Nistmöglichkeiten.

 

Aufgegebene Bauernhöfe, verschlossene Ställe, EU-Hygienerichtlinien und abgeschlagene Nester führen dazu, dass es immer weniger Nistmöglichkeiten in und an Gebäuden für die beliebten Sommerboten gibt. Zunehmende Hygiene in den Ställen und ein hoher Pestizideinsatz auf den Feldern lassen die Nahrung immer knapper werden. Und asphaltierte Feldwege erschweren es ihnen, lehmiges Baumaterial für ihre Nester zu finden.

Schwalben sind sehr orts- und nesttreu und benutzen nach der Rückkehr aus dem Winterquartier die alten Nester wieder bzw. errichten an den Stellen neue Nester, an denen ehemals Nester vorhanden waren. Denn dort finden sich meistens noch Reste der Altnester oder es werden schadhafte Altnester ausgebessert. Mehlschwalben und Rauchschwalben sind wildlebende Tiere von in Europa natürlich vorkommenden Arten und zählen damit - nach Bundesnaturschutzgesetz - zu den besonders geschützten Arten. Schwalbennester sind daher ganzjährig geschützt und nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 Bundesnaturschutz ist es verboten, „Fortpflanzungs- oder Ruhestätten der wildlebenden Tiere der besonders geschützten Arten aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören“.

 

Die Rauchschwalbe unterscheidet sich von der Mehlschwalbe durch lange Schwanzspieße und eine braunrote Färbung von Kehle und Stirn. Ihre Oberseite ist mit Ausnahme einiger heller Flecken blauschwarz, ebenso das Brustband. Ihre Nester baut sie im Gegensatz zu der Mehlschwalbe im Inneren von Ställen, Scheunen oder anderen Gebäuden an Balken, Wänden oder Mauervorsprüngen. Die Tatsache, dass sie früher auch an offenen Kaminen oder Rauchfängen brütete, trug ihr ihren Namen ein. Das schalenförmige Rauchschwalbennest besteht aus kleinen Lehmklumpen und darin eingebackenen Halmen, die öfters lang her-aushängen. Ihre Nahrung - in der Hauptsache fliegende Insekten - jagt sie gerne in Viehställen, bei schönem Wetter aber auch in luftiger Höhe.

Junge Rauchschwalbe an der Gymnicher Mühle Foto: Simone Bergheim
Junge Rauchschwalbe an der Gymnicher Mühle Foto: Simone Bergheim

Die Bauarbeiten am Naturparkzentrum Gymnicher Mühle schritten im Jahr 2013 schnell voran. Dem NABU Rhein-Erft war bekannt, dass es in den historischen Gebäuden der Gymnicher Mühle bislang eine kleine Rauchschwalben-Population gab, die nun drohte, den Sanierungs- und Bauarbeiten zum Opfer zu fallen. Denn die alten Gebäude, wie die ehemalige Schmiede oder der Kuhstall wurden kernsaniert und sollten dann für die Rauchschwalben verschlossen bleiben.

 

 

Ein erster Ortstermin im Mai 2013 und Beratungen mit dem Ornithologen Michael Kuhn und der Biologischen Station Bonn / Rhein-Erft ergaben, dass derzeit von den ca. 8-10 verbliebenen Rauchschwalben-Paaren einige wenige schon brüteten, andere wiederum keinen ruhigen Platz für einen ungestörten Nestneubau finden konnten. Durch die fortschreitenden Baumaßnahmen war die erfolgreiche Brut der Rauchschwalben gefährdet. Daher sah der NABU Rhein-Erft Handlungsbedarf und in Gesprächen mit der Unteren Landschaftsbehörde des Rhein-Erft-Kreises und Beratungen durch Mitarbeiter der Biologischen Station Bonn / Rhein-Erft wurden kurzfristige Maßnahmen erarbeitet um Brutverluste zu vermeiden und den dauerhaften Erhalt dieser Rauchschwalben-Population zu sichern.

Dazu gehörte, dass in Zukunft den Schwalben ein möglichst ungestörter Bereich zur Verfügung steht. Die Biologische Station Bonn / Rhein-Erft stand dabei nicht nur beratend zur Seite, sondern installierte an geeigneten Orten Nisthilfen für die wendigen Flugkünstler.

 

Es wurde seitens des Rhein-Erft-Kreises zugesichert, dass der ehemalige Heizraum auch zukünftig von den Rauchschwalben genutzt werden kann. Darüber hinaus wurde der neue Heizraum mit Einflugöffnungen versehen und Kunstnester angebracht.

 

Im Herbst 2014 - nach der Eröffnung des neuen Naturparkzentrums Gymnicher Mühle - wurde dann eine erste Zwischenbilanz gezogen: Die Rauchschwalben hatten zwar bis dato noch keines der neu angebrachten Kunstnester bezogen, wussten sich aber zu helfen, indem sie nicht nur die wenigen, noch vorhandenen Altnester nutzten, wie z. B. im ehemaligen Heizraum oder in der Greifvogelstation, teils sogar im Außenbereich, unter dem Dachvorsprung, Nester bauten und dort erfolgreich brüteten. Mehrere Bruten konnten verzeichnet werden. Mitte August konnten Dieter Commer und Simone Bergheim 6 Jungvögel beim Ausflug aus dem Nest beobachten.

 

Der NABU Rhein-Erft bedankt sich bei Michael Kuhn und den Mitarbeitern der Biologischen Station Bonn / Rhein-Erft für die fachliche Beratung und die sehr gute Zusammenarbeit und hofft, dass das Gezwitscher der kleinen Sommerboten auch in den nächsten Jahren an der Gymnicher Mühle zu hören ist!